Nach einem Pizzaschmaus mit viel Käse, Oliven und Palmenherzen am Busbahnhof von Sao Mateus warteten wir auf der Plaza, dass es endlich weiter ging. Jugendliche der Jungen Gemeinde verteilten Flyer und kostenlose Umarmungen (abraços de graça), natürlich auch an uns.Eine kleine Band spielte dazu Popsongs mit kirchlichen Texten. Dann wollten wir unser eingeschlossenes Gepäck vom Gepäckschalter abholen. Doch was war das? 20 Minuten vor ihrem regulären Feierabend war es dort Zappenduster und von einem Angestellten fehlte jede Spur. Die Tür war verriegelt und durch die Fenster sahen wir dort allein und verlassen unsere Rucksäcke liegen. Oh nein, mussten wir jetzt die Nacht am Busbahnhof verbringen??? Panik brach bei uns aus. Wir sausten zum Ticketschalter des Busunternehmens. Ein Glück, dort brannten noch Licht. Der Angestellte verstand schnell und zeigte auf einen Mann an der Taxi-Haltestelle. Und tatsächlich, das schien der Mann vom Gepäckschalter zu sein. Etwas mürrisch, weil wir ihm seinen frühen Feierabend kaputt gemacht haben, schloss er seinen Laden wieder auf und händigte uns unser Gepäck aus. Puhh, das ist nochmal gut gegangen.
Nach Mitternacht holte uns ein luxuriöser Überlandbus mit gut nach hinten klappbaren Sitzen und Internet ab. Wir erreichen bereits kurz nach 7 Uhr morgens Porto Seguro – fast eine Stunde früher als geplant. Super!
Ein Uber-Taxi brachte uns in die sogenannte Unterstadt mit vielen Hostels, Bars und Restaurants. Dort hatten wir bis Samstag ein Hostel gebucht. Unser neuer Host Mateus zeigte uns seinen ganzen Stolz: Das erst einen Monat bestehende, super modern eingerichtete und sehr saubere Hostel. Für die Nacht hatten wir zwei Betten im gemischten Schlafsaal mit vier Doppelstockbetten gebucht, die am Abend auch komplett besetzt waren.Mateus konnte etwas spanisch und englisch und erzählte uns, dass er im vergangenen Jahr das Oktoberfest in München besucht hat. Berlin hätte er aber nicht gesehen. Lustig, dass jemand im Nordosten Brasiliens das Oktoberfest kennt!
Dann schenkte er uns einen tollen Stadtplan, gab uns Ausflugstipps und wir liehen uns bei ihm zwei Fahrräder aus.Endlich wieder Fahrrad fahren! Ja, auf unsere Räder, die wir netterweise in Markus‘ Berliner Keller unterbringen durften, freuen wir uns auch schon.
Über Feldsteinpflaster rollten wir am Fisch- und Wochenmarkt vorbei und dann wollte Alex noch schnell Sonnencreme kaufen. Der Apotheker fragte ihn natürlich gleich, wo er denn her käme und fing dann auch gleich mit dem Oktoberfest an und intonierte sogar „Ein Prosit…“.
Porto Seguro besitzt einen 16 km langen Sandstrand, an dem man wunderbar auf einem ausgebauten Fahrradweg entlang radeln kann. Wie die Einheimischen radelten wir nach einem kleinen Frühstückspicknick sogar auf dem feinen Strandsand weiter. Herrlich, durch das Meerwasser war der Sand feucht und fest und so sehr gut befahrbar.Wir kamen an fast einsamen Strandabschnitten vorbei, dann kreuzten wir einen kleinen Fluss, der am Strand ins Meer abfloss, und ab dort war es mit der Ruhe vorbei. An den Strandabschnitten Praja de Itacimirim und Taperapuan tummelten sich hunderte von sonnenvergnügten Urlaubern. Sie entspannten nicht auf gemieteten Liegen unter Sonnenschirmen, sondern spazierten herum, tranken Kokosnüsse in Strandbars oder ließen sich im Meer treiben. Dazu kamen Brasilianische Partyhits aus den Boxen.Irgendwann drehten wir um und kamen an einem nachgebauten Hochseeschiff mit drei Masten vorbei. Auf der Suche nach Indien war der Portugiese Pedro Alvares Cabral mit einer Flotte von 13 solcher Schiffe vor 519 Jahren unterwegs. Irgendwie hätten wir uns solche Schiffe doch größer vorgestellt. Am 22. April 1500 landeten Cabral und seine Mannschaft jedoch statt in Indien in der Nähe des heutigen Porto Seguro, zu deutsch „Sicherer Hafen“, an.
Für seinen König nahm er das bereits durch Indios besiedelte Land in Besitzt.Auf dem Rückweg zum Hostel zerflossen wir fast. Der wolkenfreie Himmel ließ die Sonne gut knallen. Auf dem Markt kauften wir für den Strand Kokosnüsse und Jaboticaba-Beeren, sowie für das Abendbrot frischen Fisch, Okraschoten, Zwiebeln, Tomate und Kartoffeln ein.
Im Hostel erwartete uns schon unsere frisch gewaschene Wäsche und wir sausten danach mit sauberen Badesachen zurück zum Strand. Noch leicht müde von der kurzen Nacht holten wir Schlaf nach und knabberten die Beeren. Sie sahen wir reife Kirschen aus und schmeckten säuerlich, ähnlich wie Stachelbeeren, aber mit einem knackigen, essbaren Kern. Außerdem öffnete Alex die bereits geschälte und etwas angeknackste Kokosnuss mit unserem Taschenmesser. Der Saft darin schmeckte herrlich. Außerdem genossen wir natürlich das weiße Innere der Kokosnuss. Kokosnüssen sind übrigens keine Nüsse, sondern Steinfrüchte – und hier ein super kühler Snack für zwischendurch.Der Ozean an dieser Stelle hatte keine größeren Wellen, sondern war karibisch ruhig und warm. Überall standen Palmen, die Schatten spendeten.
Frei nach dem Motto: „Wer sein Rad liebt, der schiebt“, schoben wir anschließend unsere Räder den Berg zur Oberstadt hinauf. Oben im historischen Zentrum von Porto Seguro angekommen, sahen wir kleine, einstöckige, bunte Häuser und eine schöne Kirche. Am Boden lagen schon Decken und Kissen für ein Kulturprogramm am Abend breit. Von hieraus riefen wir Annis Papa zum Geburtstag an. So konnten wir mit ihm und seinen Freunden gemeinsam feiern.Danach radelten wir schnell wieder zum Hostel, denn Eintracht Frankfurt spielte gegen Benfica Lissabon – und Alex wollte das, wenn sehen schon nicht ging, zumindest anhören. Nach einer packenden Partie gewann die Eintracht und steht nun seit 39 Jahren erstmals wieder in einem internationalen Finale. Anfang Mai geht es dann gegen Chelsea. Das Rückspiel gucken wir dann wieder in Berlin.Gegen 20 Uhr erreichten wir wieder die Oberstadt, die in ein schönes Lichtermeer getaucht war. Dort wurde gerade auf einer großen Bühne ein Kabarettstück über die „Entdeckung“ Brasiliens aufgeführt, was wir uns von den bunten Decken am Boden aus ansahen. Da wir leider nicht viel verstanden, waren wir doch froh, als danach eine kurze Filmvorführung und anschließend eine Trommelcombo mit Sängern einsetzten. Einige erwachsene Besucher, aber auch Kinder, fingen spontan an zu den Rhythmen mitzutanzen.Am Karfreitag nahmen wir die Fähre über den Rio Buranhem zum schicken Urlaubsort Arraial d’Ajunda. 1549 trafen dort die ersten Jesuiten mit dem Schiff Ajuda, zu Deutsch „Hilfe“, ein. Sie tauften die Stadt nach dem Namen des Schiffes. Zudem bauten sie die schöne Kirche Igreja de Nossa Senhora d’Ajuda. Kurz vor dem Osterfest hatte man die Statuen und das Kreuz im Altarraum abgehangen.In der Altstadt sahen wir bunte Kolonialbauten, die inzwischen hauptsächlich als Souvenirshops dienten. Hinter der Kirche hatten wir einen schönen Blick über Arraial d’Ajundas schöne Strände.
Seit 2000 ist der gesamte Küstenabschnitt, einschließlich Porto Seguro, Weltnaturerbe. An der sogenannten Costa de Descobrimento (Küste der Entdeckung) wechseln sich Buchten, Flüsse, Korallenriffe und Mangroven ab.Nach dem Mittag ließen wir uns am Praia de Mucuge nieder. Im Minutentakt rauschten Verkäufer mit frittierten Teigtaschen und Eiscreme an uns vorbei, doch wir hatten ja schon gegessen. Als die Flut die Wellen immer höher stiegen und den Strand nach und nach verschwinden ließ, brachen wir den Heimweg an.
Wieder in Porto Seguro schlenderten wir durch eine ruhige Einkaufsstraße. Abends sollte sie sich zur Partymeile entwickeln. Danach sah es noch nicht aus. Abends wollten wir aber wiederkommen. Zum Abendessen knabberten wir noch eine Kokosnuss. Dann machten wir uns fertig und es ging tatsächlich zurück auf die Prassarela de Alcool (Alkoholstraße) von Porto Seguro. Dort wo am Nachmittag noch Müßiggang herrschte, fanden sich immer mehr hungrige und feiersüchtige Urlaubsgäste ein. Ähnlich wie in der Simon-Dach-Straße in Berlin glüht man dort mit ausgefallenen Cocktailvariationen vor und kauft Souvenirs ein. Wir nahmen einen Caipirinha aus Passionsfrucht und Limettensaft sowie einen Drink de Jou aus Ananas-, Apfel-, Erdbeer- und Maracujasaft sowie gezuckerter Kondensmilch. Dreimal könnt ihr raten, wer von uns, welchen Cocktail bestellt hatte. 😉Danach schlenderten wir zur Fähre zur Partyinsel Ilha dos Aquarios. Dort kauften wir für Brasilien ziemlich teure Eintrittskarten, die aber auch die Fährfahrt beinhalteten. Junges und älteres Partyvolk, aber auch Familien mit kleinen Kindern gaben sich auf der Fähre ihr Stelldichein.Am Eingang des Freiluftclubs befanden sich ein großes Wasserbecken und mehrere Aquarien mit kleinen und großen Fischen sowie Krebsen, Haien, Muränen, Rochen und Piranhas.Danach konnte man auf einem Platz Jonglieren ausprobieren. Alex hatte seine wahre Freunde! Die Trainer veranstalteten danach eine eine Akrobatik- und Feuershow.Das Gelände lud zum Schlendern zwischen diversen Bars und Restaurants mit Sitzbereichen am Wasser ein. Es war eine schöne Vollmondnacht. Porto Seguro ist zudem durch den Tanz Lambada bekannt. Einst verbot man den Tanz aufgrund seiner Sinnlichkeit. An diesem Abend spielte eine Musikercombo auf und einige Paare tanzten dazu Lambada. Außerdem gab es einen Clubbereich, indem internationale, aber vor allem brasilianischen Clubmusik gespielt wurde. Dort schwangen wir das Tanzbein.
Die meisten Besucher fanden sich jedoch in einem Openair-Bereich ein. Auf der Bühne wirbelten zu schnellen Hip-Hop-Beats zwei Tänzerinnen und ein Tänzer umher. Davor standen bestimmt 800 Menschen jeden Alters, die stundenlang den Tänzern nacheiferten. Ähnlich wie ein nie endender Fitnesskurs. Anni probierte das auch aus. Es war wirklich schwer mit der Schnelligkeit und dem Rhythmen mitzuhalten. Es machte trotzdem viel Spaß.Nach einer etwas kürzeren Nacht schlenderten wir am Samstagvormittag noch einmal durch die Straßen von Porto Seguro. Gegen 13 Uhr nahmen wir dann den nächsten Überlandbus, der uns kurz vor 21 Uhr in Itacaré absetzte.Dort buckelten wir unser Gepäck durch die belebten Straßen bis zum Hostel. Da in Itacaré an diesem Tag ein Musikfestival endete und es nur noch wenige Betten zur Auswahl gab, nahmen wir für diese Nacht ein günstiges Hostel. In der nächsten Parallelstraße eröffnet sich uns die absolute Einkaufs- und Feiermeile. In Bars oder an mobilen Ständen mixten braungebrannte Surfermädels und -jungs fruchtige Cocktails, Händler boten Früchte und viel Speisen an, aber auch Souvenirstände reihten sich aneinander.
Am Ende der Straße tanzten viele Hunderte an einem Umzugswagen mit Liveband. Der Wagen rollte weiter zum Strand. Dort war eine große Bühne aufgebaut und tausende Besucher feierten den Abschluss des Festivals de Ferro Itacaré. Auf der Bühne spielte eine Band auf und der Frontsänger sang und spielte Akkordeon dazu. Diesmal waren es eher popige Songs mit viel Caraco (Herz) und schönen brasilianischen Rhythmen. Als noch eine feurige Sängerin die Bühne betrat, war die Menge außer Rand und Band und tanzte bis tief in die Nacht hinein. Wir machten auch mit.Lustig, da alles am Strand stattfand, grub man sich langsam beim Tanzen in den Sand hinein. Viele Pärchen gaben sich auch dem gefühlvollen Lambda hin. Trotzdem man nur wenig Platz zum Tanzen hatte und es obendrein sehr warm und eng war, war die Stimmung sehr herzlich, alle lachten und tanzten miteinander und genossen das Leben!
Als wir zum Hostel zurück wackelten, tanzten viele Besucher noch auf den Straßen und natürlich umkreisten sie kleine und große Cocktailstände.
Am Ostersonntag, den 21. April kochten wir uns ein (Oster-) Ei zum Frühstück. Danach zogen wir in eine wunderschöne Unterkunft um und genossen den Nachmittag am ruhigeren Praia da Concha.Montag erkundeten wir die drei an der Küste aneinander gereihten Surferstände Resende, Tiririca und Ribeira.Sportlich wurde es am Dienstag. Morgens joggten wir von Strand zu Strand und Alex lieh sich später ein Bodybord aus. Mit viel Spaß bezwang er ein paar hohe Wellen und ließ sich im Ozean treiben. Abends liefen wir noch einmal am schönen Hafen von Itacaré entlang. Am Strand spielten Männer Fußball über ein Volleyballnetz und in den Straßen wurden Obst sowie gegrillte Fleischspieße verkauft. Wir holten am Busbahnhof Tickets für den nächsten Tag, die uns weiter nach Salvador bringen sollen.Hier könnt ihr nachverfolgen, wo wir schon waren und gerade sind: https://www.polarsteps.com/AlexEcke/1155771-sudamerika
1 Kommentar
Kommentieren →Ihr Lieben!Das war ja mal so etwas ,wie ein Touristen Urlaub, mit viel Spaß für Euch! So habt Ihr noch ein paar schöne Tage dort verlebt.Also gute Weiterfahrt und ganz liebe Grüße von der Familie