Paraty stand ganz oben auf unserer Backpackerliste für Brasilien. Dorthin gelangten wir mit einem bequemen Überlandbus am Montagnachmittag, den 7. April. Mit unseren Rucksäcken bepackt, liefen wir die Hafenpromenade entlang und bogen in die zweite Seitenstraße ein. Ein Glück kurz vor einer kleinen Regenhusche erreichten wir unsere Pousda für eine Nacht.
Pousdas heißen nette lokale Hostels und neuerdings nennen sich auch teurere Hotels in Brasilien so.
Nach dem Regen legten wir die durchgeschwitzten Sachen ab und hopsten in den Pool. Das tat nach der sechsstündigen Busfahrt richtig gut.
Erfrischt erkundeten wir die putzigen Gässlein von Paraty. Paraty heißt übersetzt „Für Dich“…wie schön! Den Stadtkern am Hafen säumten mit viel bunter Farbe restaurierte Kolonialbauten.
Der Regen brachte in den Pflasterstraßen ein paar spaßige Momente ein, denn alle Spaziergänger mussten von Stein zu Stein hüpfen, um nicht in die Pfützen zu geraten. Wie wir hörten, befindet sich der Ort etwas unter dem Meeresspiegel. Bei Flut steigt wohl auch das Wasser in den Straßen. Das dient dann zum „Ausspülen“, also Reinigen der Gassen. Wie praktisch!
Mit dem Einbruch der Dunkelheit etwa gegen 18 Uhr lag eine abendliche Ruhe auf Hafengelände und wir konnten uns die vielen bunten Fischerboote entspannt ansehen.
An der Plaza mit tropischen Bäumen, von denen Lianen herunterhingen und lustige Früchte am Boden lagen, ließen wir uns unseren ersten Caipirinha mit dem lokalem Zuckerrohschnaps (Cachaca) schmecken. Für diesen Schnaps ist die Umgebung von Paraty bekannt.
Auch am nächsten Morgen schlenderten wir noch einmal durch die schönen Straßen von Paraty.
Da es noch früh am Tage und Nebensaison war, warteten auch noch viele bunte Ausflugsboote am Hafen auf Passagiere. Wir stiegen aber nicht ein, sondern ließen uns vom Strand von Paraty verzaubern.
Mittags zischten wir mit dem nächsten Überlandsbus nach Angra dos Reis. Trotz gut ausgebauter Straßen wurden wir auf dieser Fahrt ganz schön durchgeschüttelt. Die Schiebefenster brachten aber einen wunderbaren Blütenduft vom Regenwald in unseren Bus. Immer wieder durchquerten wir tropische Wälder, nette Fischer- und Urlaubsörtchen am Atlantik, bis wir in Angra dos Reis ankamen.
Dort schleppten wir unser Gepäck und uns zum etwas entfernten Fährterminal. Da wir recht zielstrebig waren und Anni mittlerweile fast einheimisch aussieht, folgte uns eine Schar von Urlaubern, die auch die Fähre suchten – zum Glück fanden wir alle das richtige Terminal.
30 Real, so heißt die Währung in Brasilien, bezahlten wir für die Überfahrt. Das sind etwa 7.50 Euro für uns beide zusammen. Neben Touristen beförderte die Fähre auch Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Waren auf die vorgelagerte Insel Ilha Grande.
Langsam schipperten wir aus dem Hafen. Immer wieder kam das Boot an kleinen baumbewachsenen Inseln vorbei. Nach anderthalb Stunden erspähten wir am Horizont Brasiliens drittgrößte Insel Ilha Grande mit mehreren Bergen und der kleinen Hauptsiedlung Vila do Abraāo, die von einer niedlichen Kirchen überragt wird.
Wir hatten eine Pension mit Gemeinschaftsküche gebucht, wo wir nach einem entspannten Abendspaziergang am Stand Pasta kochten.
Man hatte schon viel über die Brasilianische Fussballleidenschaft gehört, aber dass sie am bzw. im Wasser Fussball spielen, hätten wir nicht gedacht. Der Ball der Freizeitmannschaft landete ab und zu im Ozean…da war aber nicht „Aus“, sondern es wurde fröhlich aus dem Wasser heraus weitergekickt.
Dienstagmorgen, der 9. April startete mit Regen. Das Wolkenband hatte sich wohl über die ganze südliche Küste gelegt. Wir packten trotzdem unsere Badesachen zusammen und wanderte durch den Ort, vorbei am Praia de Julia und dann auf einem ausgetretenen Pfad quer durch den Regenwald.
Regennasse, hohe Bäume mit Lianen behangen und mit Kletterpflanzen und Bromelien bewachsen, schützten uns vor großen Regenschauern. Wir sahen viele Farne, hohe Palmen und hausgroße Bambusbüsche. Wir kletterten Berg auf Berg ab und hüpften über kleine Pfützen und Bächlein. Zwei Eichhörnchen und viele große Spinnen kreuzten unseren Weg. Der Boden schien ocker, blutrot bis braun.
Langsam klarte es auf, als wir beim ersten Strand Praia de Palmas ankamen. Gleichzeitig traf eine (wahrscheinlich) skandinavische Studentengruppe ein. Von der schwül-warmen Luft mussten wir uns erst einmal im angenehm-warmen Ozean erfrischen. Die Bucht lud gerade dazu ein, denn große Welle gab es dort nicht. Früher ankerten wohl viele Piratenschiffe vor der Insel, um gut versteckt neue Pläne zu schmieden und ihre bereits ergatterte Beute zu sichern.
Danach ging es für uns eine halbe Stunde weiter durch den Dschungel zum Praia do Pouso. Ein Einheimischer rief uns dort zu, dass von dort aus eine Fähre zurück nach Vila do Abraao fährt, die man für den Rückweg nehmen könne.
Der letzte Abschnitt der Wanderung war ein Katzensprung von 20 Minuten. Dann endlich, nach insgesamt drei Stunden Wanderung, gelangten wir zum Traumstrand Praia Lopes Mendes. Er gilt als einer der Schönsten in ganz Brasilien. Außerdem bieten die hohen Wellen beste Bedingungen für Surfer.
Leider begann schnell ein heftiger Regenschauer, der uns zwang, nach etwa einem Stündchen am Strand wieder umzukehren. Wir wanderten durch den Dschungel zwei Strände zurück. Schnell bildeten sich in den ausgetretenen Wegen vom Regenwaldboden gelb gefärbte Flüsschen. Vorsicht, Rutschgefahr!
Am Strand trafen wir das Hamburger Pärchen Leonie und Nick. Mit ihnen warteten wir auf die Fähre. Nach einer halben Stunde Bootsfahrt erreichten wir endlich und vollkommen durchnässt den Hafen von Vila do Abraão. Danach tat die warme Dusche so gut!
Auch in der Nacht hatte es weiter kräftig geregnet und auch für Mittwoch war unbeständiges Wetter angekündigt. Wir entschieden uns deshalb gegen eine Schnorcheltour und machten uns zu einer kleinen Wanderung auf, von der wir bei starkem Regen schnell wieder umkehren konnten.
Als erstes kamen wir zu einem Strand, der neben schönen weißem Sand auch mit schwarzen Sand bestreuselt war. Mit jeder neuen Welle zeichneten sich neue, fast wie in einem asiatischen Garten anmutende Muster ab. Der schwarze Sand soll, laut Reiseführer, sogar eine heilende Wirkung besitzen.
Gleich neben dem Strand mit dem Heilsand hatte man im 19. Jahrhundert ein Lazarett für an Tuberkulose erkrankte Europäer errichtet. Sie sollten auf der Insel auskurieren, bis sie das Festland betreten durften. Wir sahen nur noch Überreste des einst schicken Krankenhauses.
Danach kamen wir am 15 m hohen und über 100 m langen Aquädukt vorbei, welches einst das Lazarett mit frischem Süßwasser versorgte. Heute sah es vielmehr wie eine längst vergessene, mit Pflanzen bewachsene Brücke aus, auch wenn es noch immer intakt sein soll.
Vom Aquädukt ging ein kleiner Weg zu einem Wasserfall ab. Immer tiefer kamen wir in den Regenwald hinein. Doch außer einen schnell fließenden Fluss mit starken Strömungen und Stechmücken fanden wir nichts. Dann begann wieder der Regen und wir drehten lieber um.
Kurz darauf staunten wir, wozu die Natur im Stande war. Wir befanden uns auf einem Steinplateau, um das herum sich aus dem Fluss ein natürlich sprudelndes Wasserbecken mitten im Wald gebildet hatte. Uns entgegenkommende Wanderer – unter anderem auch die Hamburger Leonie und Nick – mussten erst ihre Flipflops bzw. Wanderschuhe auf unser Plateau werfen, um Barfuß durch die Strömung zu gelangen. Wir taten es ihnen gleich, wenn auch in die andere Richtung.
Danach genossen wir noch einmal zwei schöne Ausblicke über den Wald und über die Bucht von Vila do Abraao.
Anschließend waren wir wieder zurück am Strand vom Anfang, wo es ab in die Fluten ging. Das tat gut, denn im Wald hatten uns ganz schön viele Stechmücken attackiert und nun kribbelten die Stiche an den Beinen. Außerdem hatte sich wieder die Sonne durchgesetzt.
Zum Abendbrot kauften wir uns einen frischen Fisch (Caocao), schnippelten Salat und brutzelten Bratkartoffeln dazu. Der Fisch brauchte kein Gewürz. Er schmeckte so schon herrlich.
Der nächste Tag brachte uns super Strandwetter mit 25 Grad. Wir liehen Schnorchelbrillen aus und buchten eine Bootstour zu fünf Schnorchel- und Badestränden. Mit uns an Bord stiegen viele Brasilianer und andere Deutsche ein. Darunter war der reisefreudige Nordfranke Bruno, den wir in Paraty kennengelernt und auf der Insel wieder getroffen hatten.
20 Minuten raste das Schnellboot übers Wasser und dann hielten wir bei der Lagoa Verde (die Grüne Lagune). Im Wasser tummelten sich viele bunte Fische und auch ein paar Korallen waren zu sehen. Einige Fische, etwa den Flötenfisch, kannten wir bereits aus dem Roten Meer, andere waren uns aber ganz unbekannt.
Alex entdeckte zwischen Steinen versteckt einen Spinnenkrebs, wie er ihn taufte. Vermutlich hat er aber schon einen ganz anderen Namen.
Beim nächsten Schnorchelstop an der Laguna Azul gleitete auf einmal eine bestimmt 50 cm große Schildkröte an uns vorbei. Wie wunderschön!
Die nächsten Strände luden eher zum Spazieren und Entspannen am Strand und Planschen im Wasser ein. Wir sahen auch Bäume an der Wasserkante, die wie Mangroven viele mit Wasser umspülte Wurzeln hatten. Langsam zogen kleine Wölkchen auf, die die Sonne verdeckten. Dabei atmete unserere leicht gerötete Haut nach dem Tag auf dem Wasser etwas auf.
Zurück in unserem Hafenörtchen tanzte im Abendrot des Strandes ein handgroßer Krebs für Alex.
Von den Bäumen unseres Hostels aus erspähten fünf kleine Äffchen Anni und beäugten sie neugierig. 🙂
Am Freitag, den 12. April um halb 10 Uhr morgens brachte uns ein Schnellboot in Windeseile ans Festland nach Conceicão de Jacerei.
Von dort aus fuhr eine nette Seniora ein Argentinisches Pärchen und uns 300 km weiter an der Küste entlang Richtung Nordosten.
Aus dem Radio kamen brasilianische Rhythmen, als wir durch Rio de Janeiro rollten. Von einer langen Brücke aus sahen wir den großen Hafen, den Zuckerhut von Rio und sogar den Berg mit der großen Jesusfigur.
Von den starken Regenfällen, die, anders als auf der Insel, in Rio für Chaos gesorgt hatten, sahen wir von der Straße aus nichts mehr. Wir freuten uns schon, dass wir Ende April diese aufregende Stadt als Abschluss unserer Südamerikareise besuchen dürfen.
Als wir aus Rio herausfuhren, verließen wir die Costa Verde und gelangten zu spannenden weiteren Brasilianischen Küstenabschnitten, von den wir euch im nächsten Blog berichten werden.
Hier könnt ihr nachverfolgen, wo wir schon waren und gerade sind: https://www.polarsteps.com/AlexEcke/1155771-sudamerika
3 Kommentare
Kommentieren →Das Ende Eures grossen Abenteuers rueckt unerbittlich naeher. Habt Ihr eigentlich Heimweh??
Weiterhin noch schoene Tage.
Lieber Eike, jeden Tag lernen wir nette Menschen, neue Kulturen und interessante Landschaften kennen. Das macht Spaß! Aber klar denken wir auch oft an zu Hause. Gerade an Feiertagen und Geburtstagen wären wir gern bei unseren Lieben. Aber in weniger als anderthalb Wochen endet die Urlaubzeit und wir sind wieder in Berlin. 🙂 Sonnige Grüße gerade aus Porto Seguro
Ihr Lieben!Die vielen Regenschauer sind bestimmt für Euch auch sehr nervig,aber die Schauer sind wohl normal. Sonst habt Ihr wieder wunderbare Landschaften erleben können.Wir wünschen Euch noch einen schönen Aufenthalt. Ganz liebe Grüße an Euch zwei von der Familie