Wo wir waren und sind, seht ihr hier: https://www.polarsteps.com/AlexEcke/1155771-sudamerika

Zwischen Wüste und Ozean in Peru

Am Abend des 6. März saßen wir mit einem netten Argentinisch-Peruanischen Pärchen im zum Hostel gehörenden offenen „Wohnzimmer“ zusammen und sahen uns vergnügt im Fernseher ein Peruanisches Fussballspiel an. Die Peruanerin erzählte uns, dass der in Bremen spielende Peruanische Fußballer Claudio Pizarro ein Freund der Familie ist und ihr Bruder in der Schule mit ihm Fußball gespielt hat. Lustig!
Um uns herum kam ein immer stärker werdender Regen auf. Langsam drückte das Wasser ins Wohnzimmer und kroch durch die Türspalten der Zimmer. Der Hostelbesitzer hatte seine Mühe, überall Eimer aufzustellen und die größten Pfützen vom Boden aufzuwischen. Bumm, der Strom fiel kurz aus. Danach funktionierte das Telefonnetz über Stunden nicht mehr.

Weder Sendemaste noch Wohnhäuser sind für derartige Regenschauer konstruiert – wir befanden uns schließlich in einer Wüste. Niemand rechnet mit Regen. Die Köchin des Hauses meinte, dass sie seit 20 Jahren in Paracas wohne und es noch nie so stark geregnet hätte.

Am nächsten Tag schien zum Glück wieder die Sonne. Nach dem Regen blieb jedoch in allen Ecken Wüstensand kleben. Das Hostel wurde deshalb von oben bis unten geputzt.

Nach dem Spiel Eintracht Frankfurt gegen Inter Mailand, dass sich Alex gerne noch am Fernseher neben dem Pool ansehen wollte, brachen wir zur Paracas National Reserve auf.

Als wir ankamen, waren wir so hungrig, dass wir uns Nudeln mit Tomatensoße kochten. Und zwar nicht irgendwelche Nudeln: Die Kräuter und die passierten Tomaten stammten aus Chile, Pasta und Parmesan aus Argentinien, frischen Paprika und Tomaten aus Peru, getrocknete Paprika vom Markt aus Bolivien und zum Ablöschen der Soße etwas Rotwein aus Uruguay.

Beim Kochen interessierte sich ein Parkbesucher für unseren kleinen Gaskocher. Er schenkte Alex zwei 30 cm lange, grüne Bohnenstangen. Es handelte sich aber nicht um riesige Bohnen, sondern um Früchte. Als Nachtisch öffneten wir eine der Stangen. Darin befanden sich etwa zehn dicke Bohnen, die mit einer weißen, leicht schimmelig aussehenden Schicht umgeben waren. So wie wir gehört hatten, luscht man diese Schicht ab und spuckt die Kerne dann wieder aus. Die Bohnenschicht war weich wie eine Banane und leicht süßlich wie eine Litschi. Gar nicht so schlecht.

Wir befanden uns in einem Nationalen Schutzgebiet. Es grenzt im Westen an den Pazifik und setzt sich so aus Küsten- aber auch Wüstenvegetation im Landesinneren zusammen. Man kann dort Campen und im Ozean Fischen, Tauchen und Baden.

Die Sonne ging schnell unter und wir fanden einen ruhigen Platz an der Küste. Dort aßen wir orangefarbende und tomatenartig geformte Früchte, die aber nicht ganz so fein schmeckten. So ging ein Verrückte-Früchte-Tag zu Ende. 🙂

Mit Möwengeschnatter und langsam aufgehender Sonne wachten wir am Freitag, den 8. März auf. Um uns herum waren so viele verschiedene Möwen, Pelikane und hungrige Geier. Am alten Fischerhafen tummelten sich die meisten.

Danach genossen wir ein gemütliches Morgenbad am Playa La Mina.

Wir rauschten quer durch eine unwirkliche Wüstenlandschaft mit glitzernden Salzboden, bis wir eine traumhafte Steilküste erreichten. Dort hielten einen Moment inne.

Ein paar Kilometer weiter der Küste entlang verzauberte uns die Gesteinsformation „die Kathedrale“. Sie entstand durch Erosion aus Wind und Meerwasser. Dazu schwangen die Geier ihr Tanzbein oder eher ihr Federkleid.

Auf unserem Weg lagen zudem mehrere kleine Salzseen. Sie rochen zwar etwas nach faulen Eiern, aber waren in eine Vielzahl an Farben getaucht. Diesen Platz hatten sich auch 18 wunderschöne Flamingos ausgewählt. Wow, so nah waren wir ihnen noch nie.

Die Temperaturen stiegen auf über 30 Grad im Schatten an, also brauchten wir unbedingt eine Abkühlung. Wir teilten uns einen zauberhaften Strandabschnitt mit azurfarbenden Wasser mit ein paar Peruanern und einem fleißigen Algensammler.

Auf einer Landzunge fanden wir ein kleines Fischerdörfchen. Baden macht hungrig und so aßen wir fangfrischen Fisch mit Bohnen, Zwiebelsalat und Reis. Mhmm.

Mit 40 km/h rollten wir langsam weiter durch die Wüste. Eine höhere Geschwindigkeit ließen die Straßenverhältnisse nicht zu. Links und rechts von uns wechselten sich dabei große Berge und haushohe Sanddünen ab.

Nach eineinhalb Stunden gelangten wir in den Ort Huacachina. Große Sanddünen umrahmen hier eine mit Palmen gesäumten Lagune. Diese Lagune ist ein großes touristisches Highlight, wofür Eintritt und Parkgebühren verlangt werden. Auf den umliegenden Sanddünen standen große Trucks, die die Urlauber auf Sandberge brachten. Dort konnten sie auf Snowbords die Sandpisten heruntersausen. Wir sahen sogar eine „Ski“fahrerin. Sie stockte ganz schön im Sand. Sand verhält sich eben doch anders als Schnee. Was es alles gibt!

Weit außerhalb der Stadt und versteckt hinter Büschen fanden wir ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Abends aßen wir Sternenfrucht und noch eine lustige Bohnenschote als das Sternzelt über uns aufbrach.

Samstagmorgens erkundetet wir die Ciudad Perdida de Huayuri, eine Ausgrabungsstädte, die erst relativ spät entdeckt wurde. Versteckt zwischen Bergen waren noch die Grundmauern von Häusern aus Naturstein und Sand zu sehen. Die Stadt stammt aus einer Zeit, bevor die Inkas in dieser Region dominierten. Wahnsinn, es war mucksmäuschenstill und wir ganz allein. Vielleicht wird es mal das nächste Machu Picchu.

Ein paar Kilometer weiter an der Panamerica kletterten wir auf einen hohen, blechernen Turm, der nur wenig vertrauenserweckend war.

Von dort aus hatten wir aber einen prima Blick auf in Berge gearbeitete Figuren aus der Zeit der Paracas. Die sogenannten Palpa-Lininen entstanden zwischen 500 vor und 200 nach Christus. Auf dem folgenden Bild seht ihr eine Familie mit Kindern.

Danach knackte Alex einen großen Gratapfel als Fruchtpause. Daran können wir uns gewöhnen. Sie schmeckte sehr fein und der Saft spritzte gar nicht so stark wie in Deutschland. Bestimmt, weil sie einfach frischer sind.

Der nächste Turm gab uns einen Blick über einige Nazca-Linien frei. Sie sind vom Boden aus fast nicht zu erkenne, deshalb wurden sie auch erst 1939 auf einem Routineflug entdeckt. Dann war es aber schon zu spät: Die Autobahn war bereits durch einige Figuren gebaut worden. Die UNESCO-Weltkulturerbestätte erstreckt sich heute über 500 km2 und bürgt mit über 800 Linien noch immer ihre Geheimnisse. Tiere, Pflanzen, geometrische aber auch alienartige Figuren sind dort im Wüstensand nachgebildet worden. Wir sahen eine Baumfigur, die für uns auf dem Kopf stand. Über uns flogen immer wieder kleine Flugmaschinen hinweg. So hätte man auch die Linien erkunden können.

In der glühend-heißen Wüstenstadt Nazca fanden wir ein gutes Mittagessen und nach Tagen mal wieder Wlan. Als Durstlöscher tranken wir alkoholfreies Maisbier (Chicha). Es sah aus und schmeckte wie Traubensaft mit Zimt. Ob das stimmt wissen wir nicht, aber normalerweise beginnt der Fermentierungsprozess von Chicha damit, dass jemand Mais kaut. Keine ganz so delikate Vorstellung, aber es schmeckte gut.

Danach rollten wir an der Küste weiter südlich und kamen dabei an einer Olivenlagune vorbei. Da nahmen wir natürlich ein Glas voll eingelegter Oliven mit.

Nach dem kleinen Küstenort La Punta fanden wir einen schönen Schlafplatz an einer Bucht. Wir schnitten Gemüsesticks aus Möhren, Paprika und Gurke und genossen dazu scharfe Dips vom Markt in Nazca. Eine Dame kam vorbei und war ganz verwundert, dass wir Abendessen ohne Fleisch aßen. In der Nacht feierte eine lustige Gesellschaft mit bummernden Bässen am Strand, doch die Wellen waren so laut, dass wir doch ausreichend Schlaf fanden.

Am 10. März genossen wir ein feines Sonntagsfrühstück am Strand. Langsam kamen neue Strandbesucher mit ihren Minitaxis aus den umliegenden Dörfern dazu. Die Miniautos sind aufgerüstete Motorräder und können zwei bis vier Personen transportieren. Lustigerweise haben sie auf der Heckscheibe oft beeindruckende Motive wie Tiger oder eine Batmanfledermaus aufgeklebt.
Wir fanden, dass sich unser Auto dazu gut einreiht. 😉

Danach kurvten wir zwei Stunden an der Küste entlang. Steilküsten an denen große Wellen brachen, weiße Sandstrände und fruchtbare Täler wechselten sich ab.

In Deutschland fahren sonntags keine Trucks, aber dort erschien uns die zweispurige Küstenstraße vornehmlich von LKW-Fahrern genutzt zu werden. Am Playa los Delfines in Camana sprangen wir in die Wellen und aßen danach abermals Fisch zum Mittag.

In einer öffentlichen Badeanstalt stand an einer Tafel, dass sie das Ende des Sommers feiern. Wie froh sind wir doch, dass wir in zwei Monaten rechtzeitig zum deutschen Sommer wieder zurück sind!
Den Nachmittag verbrachten wir mit Lesen und Baden am Strand. Das war wirklich erholsam und die Wellen machten großen Spaß!

Abends gab es noch einen ausgedehnten Strandspaziergang.

Nach einem Morgenbad und kurzen Lauf am Strand sprangen wir ins Auto und zischten am Montag, den 11. März in die Serpentinen wieder hinauf in Richtung Arequipa. Schnell gelangten wir wieder auf über 2.000 Meter über dem Meeresspiegel

Arequipa ist mit um die 970.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Perus. Als erstes fuhren wir eine Werkstatt an und ließen dort schon den zweiten Ölwechsel auf unserer Reise machen.

Alle Jahrhunderte wieder wurde die Stadt durch Erdbeben und Vulkanausbrüche gebeutelt. Dennoch fanden wir in der Innenstadt, rund um den Plaza de Armas, spannende Kolonialbauten.

Danach ging es auf den Markt. Wir hatte schon länger vor, uns enmial durch die riesige Auswahl verschiedener Kartoffelsorten Perus zu kosten. Von den mehr als 3.000 Kartoffelsorten des Landes kauften wir immerhin neun verschiedene und machten uns ein feines Abendessen mit verschiedenen Dips (unter anderem Guacamole aus einer riesigen, selbst gepflückten Avokado), Käse und Oliven.

Morgen schauen wir uns noch etwas in der Stadt um und dann geht es weiter Richtung Süden und chilenischer Grenze.

Hier könnt ihr nachverfolgen, wo wir schon waren und gerade sind: https://www.polarsteps.com/AlexEcke/1155771-sudamerika

4 Kommentare

Kommentieren →

Schoen, dass Ihr wohlbehalten aus der etwas „verdaechtigen“ Ecke des Landes wieder heraus seid. Gut zu wissen, dass es Euch gut geht. Weiterhin froehliches Essen, Schlafen, Wandern, Gucken, Staunen und unerschrockenes Fahren.
Eike

Ihr Lieben!Alles wieder Bestens. Ihr hattet wieder mal ein paar erholsame Tage.Das konntet Ihr bestimmt, nach der Aufregung der vergangenen Tage ,gut gebrauchen .Ganz liebe Grüße von der Familie und weiterhin eine gute Fahrt

Schreibe einen Kommentar