Uruguay hat das größte Pro-Kopf-Einkommen der Region und gilt als das reichste Land Südamerikas. Die Hauptverkehrsstraßen sind abgesehen von ein paar Löchern prima ausgebaut und asphaltiert. Dafür verlangt der Staat aber immer wieder auch eine hohe Maut und die Benzinpreise sind mit denen in Deutschland vergleichbar. Da Uruguay aber zugleich das kleinste Land Südamerikas ist, sind die Distanzen zum Glück überschaubar.
Am Sonntag, den 20. Januar sahen wir uns als erstes die Hafenstadt Colonia del Sacramento an. Wie in Argentinien wird auch in Uruguay viel Mate getrunken, Fleisch gegessen aber auch italienisch gekocht. Zur Mittagszeit probierte Alex ein über Holzfeuer gegrilltes Steak mit Rippchen und Ofenkartoffeln und Anni genoss Noquis (Gnocchis) mit Rucola, frischen Tomaten und Parmesan. Dazu gab es den wahrscheinlich ersten uruguayischen Rotwein unseres Lebens – alles sehr lecker.
Danach liefen wir im Schatten von Pappelalleen ins Zentrum von Colonia del Sacramento. Zu bestaunen sind dort viele kleine Gässchen mit wunderschönen Kopfsteinpflastern und kleinen Cafés. Das historische Zentrum der Stadt ist UNESCO-Weltkulturerbe. Direkt am Hafen gelegen überragt ein Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert die Stadt. Da mussten wir hinauf.
Und der Aufstieg lohnte sich! Die Stadt liegt Luftlinie nur 50 km von Buenos Aires entfernt. Zwischen beiden Städten liegt die breiteste Flussmündung der Welt – die des Rio de la Plata in den Pazifik. Laut Reiseführer wurde die Stadt 1680 von den Portugiesen gegründet, um Ware nach Buenos Aires zu schmuggeln. Noch heute gibt es eine Verbindung – inzwischen eine legale – mit Schiffen zwischen beiden Städten.
Vom Leuchtturm aus, waren die Hochhäuser der Hauptstadt Argentiniens zu sehen. Aber auch der Blick über die sehr mediterran wirkende Colonia del Sacramento war sehr hübsch.
Anschließend ging es an den paradiesisch wirkenden Playa El Calabrés. Er befindet sich ebenfalls am Rio de la Plata. Wir fanden ein Plätzchen für die Nacht an einer vorgelagerten Lagune mit vielen Palmen und Kakteen.
Am nächsten Morgen kitzelte uns die Sonne wach und wir nahmen ein Morgenbad im leicht braunen Fluss. Danach ging es weiter in die Hauptstadt Uruguays, nach Montevideo.
Dort angekommen, wurde uns langsam klar, dass in diesem Land das Essen, Maut und Eintritte für Veranstaltungen schon um einiges teurer sind, als in den Ländern zuvor. So entschieden wir uns, eher kostenlose Museen und Aussichtspunkte anzusteuern. Das geht auch sehr gut.
Montevideo ist eine sehr europäisch anmutende Stadt mit Hochhäusern, einem großen Hafen, vielen Boutiquen und Restaurants. Zuerst marschierten wir zum größten Platz der Stadt, dem Plaza Independencia. Dort steht der Palacio Salvo, mit 26 Stockwerken war er bei seiner Eröffnung 1927 der größte Turm des Kontinents.
In der Mitte der Placa Independencia steht eine Reiterstatur von José Artigas, einem Helden des uruguayischen Unabhängigkeitskampfs. Unter der Statue bewachen runs um die Uhr zwei Soldaten seine Gebeine in einem Mausoleum.
Gleich daneben steht das klassizistische Teatro Solis
und ein paar Gehminuten weiter kommt man zu den Überresten des alten Stadttors, der Puerta de la Ciudadela.
Auf dem Plaza Constitucion besuchten wir die Iglesia Matriz.
Und auch dem spannenden Gaucho- und Mate-Museum statteten wir einen Besuch ab.
Zum Schlafen fanden wir ein paar Kilometer außerhalb der Stadt ein Plätzchen in einem Erholungsgebiet mit Picknickplätzen am Rio de la Plata.
Nach dem Sonnenuntergang machten wir noch ein Feuer. Dafür – wobei eigentlich eher zum Grillen – gibt es dort viele gemauerte Feuerstellen.
Am Dienstag, den 22. Januar fuhren nach dem Frühstück und einem kleinen erfrischenden Bad im Fluss wieder in die große Stadt Montevideo. Schon tagszuvor beeindruckte uns der direkt am Hafen gelegene höchste Wolkenkratzer der Stadt, der Torre Antel. Die Fahrt nach oben ist kostenlos und der Blick über die Stadt beeindruckt sehr.
Anschließend besuchten wir die alte Markthalle am Hafen. Aber statt frischem Obst und Gemüse reihen sich dort teure Touristen-Restaurants nacheinander auf. Fünfzehn Minuten laufen entfernt fanden wir einen schönen Wochenmarkt, in dem die Einwohner Montevideos einkaufen. Dort gab es, günstige und wunderbar schmeckende Tomaten und Äpfel zu kaufen. In einem kleinen Laden kauften wir noch selbstgemachten Rotwein und eine Art Rosé. Beide Weine wurden uns in Colaflaschen abgefüllt. Mhm, wie der wohl schmeckt?!
Es gibt noch einen weiteren Aussichtspunkt in Montevideos Zentrum: Im obersten Stockwerk der Stadtverwaltung.
Dort befindet sich auch eine Touristeninformation. Wir erfuhren, dass am Donnerstag, den 24. Januar ab 20 Uhr mit einem großen Festumzug der Karneval in Montevideo eingeleitet wird. So suchten wir uns gleich eine Unterkunft für die Nacht in der Stadt. Wenn wir es schon nicht Anfang März zum Karneval nach Buenos Aires, geschweige denn in Brasiliens Karnevalshochburg Rio schaffen, mussten wir diese Chance nutzen.
Die Stadt besitzt viele Strände, einige sind direkt im Zentrum und andere etwas außerhalb. Die Strände innerhalb der Stadt sind durch eine über 20 km lange Promenade direkt am Wasser verbunden. Entlang der Promenade kann man viele Leute beim Spazieren, Joggen und Sporttreiben beobachten.
Wir fuhren eineinhalb Stunden nach Osten und steuerten einen Schlafplatz an den Dünen beim Ort Piriapolis an.
Abends freuten wir uns auf den einheimischen Wein. Aber oh weh, lecker war der wirklich nicht. Vielleicht eignet er sich ja noch zum Kochen.
Am nächsten Morgen ging es zur Sommerurlaubsorte-Erkundungstour. Wir sahen uns den Badeort Piriapolis an. Hier gibt es ebenfalls eine lange Promenade am Strand und ein paar historische Hotels. Das schönste jedoch ist das Hotel Argentino. Wenn man in den Eingangsbereich tritt, fühlt man sich in die Zeit der 1930er Jahre versetzt.
Das Hotel umfasst 350 Zimmer, mehrere Pools, ein Kasino und sogar eine Eislaufbahn. Gleich daneben befindet sich eine Oper, in der man wohl nach den großen Dinner im Hotel den Abend grandios ausklingen lassen könnte. Ein weiteres Hotel „Pirias“, das den Namen des Gründers des Ortes – auch des Hotels Argentino – trägt, ist leider nicht mehr in einem so guten Zustand.
Ein paar Kilometer weiter befindet sich der schicke und quirlige Badeort Punta del Este. Hier gibt es viele Hotels und teure Sommerapartments der Schönen und Reichen aus Uruguay und Argentinien. Die soll man hier auch in den Straßen und an den Stränden überall sehen können, aber die einheimische Klatschpresse haben wir bei unseren Reisevorbereitungen zu studieren versäumt.
Das berühmteste Wahrzeichen der Stadt ist La Mano en la Arena (Die Hand im Sand) am Strand Playa Brava.
Die Skulptur stammt vom Chilenischen Künstler Mario Irarrazabal, der auch in der chilenischen Atacama-Wüste die Mano del Desierto (Hand der Wüste) errichtet hat. Wenn alles gut läuft, schauen wir dort im März vorbei.
Danach entspannten wir an einem der westlichen Strandabschnitte. Punta del Este liegt auf einer Landzunge, die als Grenze zwischen Rio de la Plata und Pazifik gilt. Die Strände im Westen liegen also am Fluss, die im Osten am Ozean. Dazwischen liegen meist keine fünf Minuten Fußweg. Das Wasser ist natürlich auch am Flussstrand schon salzig und auch deutlich klarer als weiter Flussaufwärts.
Zum Abend düsten wir wieder 15 km zurück in Richtung Montevideo. Wir hielten an der Landspitze Punta Bella mit wunderbaren Blick zum einen in Richtung Punta del Este und zum anderen zum Sonnenuntergang. An den Klippen schuf der uruguayische Künstler Carlis Paez Vilaro eine traumhafte Villa und Galerie mit kunstvoll gestalteter weißer Fassade. Darin gibt es auch ein Luxushotel und -restaurant.
Nach dem wir den Sonnenuntergang an den Klippen wie hunderte andere genossen, machten sich die meisten außer ein paar Sportler auf und fuhren nach Hause. Beim Abwaschen fragte uns ein haltender Busfahrer, ob wir Essen verkaufen. Er hatte hunger und einen Imbisstand gab es hier nicht. Eigentlich keine schlechte Idee, wenn uns mal das Geld ausgeht 😉
Als der Vollmond aufging, waren wir ganz allein und hatten eine schöne Sicht auf die Skyline von Punta Del Este.
Da es etwas stürmte, kurvten wir am Morgen des 24. Januar zum nächsten Strandabschnitt und nahmen ein Morgenbad in den Wellen. Anschließend fanden wir eine ehemalige Diskothek mit Bar in einer Höhle an einem Felsen. Direkt daneben fand ein Fotoshooting mit einer jungen Dame statt. Also haben wir vielleicht doch eine Prominente gesehen.
Nach dem Frühstück am Strand rollten wir wieder nach Montevideo und kauften ein paar Lebensmittel ein. Im Supermarkt gab es eine Live-Cooking-Station. Da bekommt man gleich Hunger. Geschickt.
In Montevideo bezogen wir ein Hotel direkt in der Innenstadt. Dort wuschen wir fix unsere Kleidung der vergangenen Tage durch.
Dann ging es zum Karneval. Mit unserem Glück ergatterten wir sogar noch einen Platz in der ersten Reihe und hatten den ganzen Abend eine tolle Aussicht auf die vorbeitanzende Meute.
Der Karnevalsumzug dauerte knappe 6 Stunden, kurz vor zwei Uhr morgens starteten die letzten Gruppen.
Wir sahen viele Trommler, Tanzgruppen, Wagen und Gaukler.
Vor allem die südamerikanischen Rhythmen der Trommler waren sehe beeindruckend. Ein paar Plätze neben uns war diesmal übrigens wirklich ein Prominenter – wenn auch uns unbekannt. Viele der Umzugsteilnehmer hielten auf unserer Höhe abrupt für Selfies mit ihm. Seine Statur ließ uns auf Sportler, sein Bierkonsum auf Ex-Sportler tippen, gefragt haben wir ihn aber nicht.
Nach einer kurzen Nacht mussten wir zehn Uhr morgens aus dem Hotel auschecken und machten uns auf den knapp vierstündigen Weg zurück zur argentinischen Grenze.
Kurz vor der Grenze stoppten wir in Fray Bentos, um uns eine alte Fabrik, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, anzusehen.
Hier wurde in den 1860er Jahren die industrielle Verarbeitung von Rindern und Schafen auf ein neues Level gebracht. Der deutsche Chemiker Justus von Liebig hatte Wege entwickelt, so ziemlich alle Teile der Tiere zu verarbeiten und auch haltbar zu machen. So exportierte die Firma LEMCO, später unter dem Namen ANGLO und FRIGORIFICO, Dosenfleisch, Brühwürfel und allerlei anderes in alles Welt.
Unter andrem, so erfuhren wir im Museum, begleitete der OXO-Brühwürfel Expeditionen in die Arktis, nach Afrika und war in den Schützengräben mehrerer Kriege Soldatennahrung.
Zu Spitzenzeiten arbeiteten hier 4.000 Menschen, schachteten und verarbeiteten über 200.000 Tiere pro Jahr.
Nach einem unproblematischen Grenzübertritt stockten wir in einem Supermarkt in Gualeguaychu unsere Lebensmittelvorräte auf. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, was bei über 30 Grad für eine wahnsinnig drückende Schwüle sorgte. Also kochten uns gleich hier im Schutz der Parkplatzüberdachung die gerade gekauften frischen Ravioli und dazu eine Tomatensoße zum Abendbrot.
Danach ging es noch eine gute Stunde in Richtung unseres nächsten Ziels Rosario, ehe wir in einem Park am Fluss in Gualeguay (ja, ein anderer Ort als Gualeguaychu) unser Nachtquartier errichteten.
Hier könnt ihr nachverfolgen, wo wir schon waren und gerade sind: https://www.polarsteps.com/AlexEcke/1155771-sudamerika
5 Kommentare
Kommentieren →Das ist ja eine tolle Reise. Schade dass ich für sowas schon zu alt bin. Weiterhin viele schöne Erlebnisse und Eindrücke wünscht Euch Tante Ulla
Schoene Berichte von schoenen Erlebnissen. Vielen Dank dafuer. Und gut auch immer mal was Neues zu lernen, zB das mit den Bruehwuerfeln. Und habt bitte kein schlechtes Gewissen, uns hier beim Winter auf der Nordhalbkugel allein gelassen zu haben. ;-))
In Michigan heute morgen -18C und es ist nocht Luft nach unten.
Liebe Gruesse, Eike
Wir hatten drei Plusgrade in Brandenburg mit Regen und Sonne. Das war ja ein Konvolut von Bildern und Text. Herzlichen Dank dafür. Nur Che´s Domizil fehlt mir noch.
Wir Grüssen Euch Alle. O&P.
Ihr Lieben!Wir haben wieder mit Spannung Euren Bericht gelesen. Montevideo ist ja äußerst berühmt!Ich mußt gleich an den Roman denken „Ein Haus in Montevideo „,was ich als Kind doch sehr abenteuerlich fand. Also alles Liebe und hoffentlich weitere tolle Berichte. Eure Familie
Wie ihr das so alles beschreibt, kann man sich das super vorstellen. Über Uruguay wusste ich ja bisher gar nichts und konnte was lernen. Danke für eure Berichte! Und viel Glück weiterhin!