Unser Auto war nun wieder rundum repariert und nach drei Tagen in der wenig schönen Industriestadt Comodoro Rivadavia mussten wir endlich zurück in die Natur. Wir fuhren am Donnerstag, den 10. Januar zur 450 Kilometer weiter nördlich gelegenen Hafenstadt Puerto Madryn. Dort kauften wir für zwei Tage ein und dann ging es ab zum Playa Gaviota, wo wir zwei Tage und Nächte blieben.
Den ganzen Freitag entspannten wir am Strand, tranken wie die Argentinier unseren Mate, erfrischten uns im Atlantik und naschten zum Abendbrot von den wilden Ruculabüschen. Nach einem langen Studium des Reiseführers stand der Beschluss fest: Das nächste Fernziel ist Buenos Aires – wir waren uns bis dahin noch unsicher, ob wir dorthin erst später, auf unserem Weg von Santiago nach Rio ohne Auto reisen sollten. Nun lag es aber so gut auf dem Weg.
Am Strand hielten wir nebenbei Ausschau nach Walen. Sie zeigten sich leider nicht – es war gerade nicht Saison – dafür sahen wir zwei große Robben. Wir hatten den ganzen Strandabschnitt fast durchgängig für uns allein. Wunderbar!
Ausgeruht fuhren wir knapp 450 km weiter an der Küste entlang. Die Landschaft änderte sich: Die karge, menschenleere Pampa verschwand. Dafür entdeckten wir immer mehr Bäume und Büsche. Selbst landwirtschaftlich bewirtschaftet Felder mit Korn, Hafer und Mais taten sich links und rechts der Straße auf. Was jedoch blieb, war der starke Patagonische Wind. Die Temperaturen kletterten trotzdessen jeden Tag weiter bis auf 25 bis 30 Grad.
Am Samstag besuchten wir den Urlaubsort El Condor bei Viedma. Die Straßen waren voller Autos und der Strand voller Menschen, als wir den Ort am frühen Abend erreichten. Das war ein ganz schönes Kontrastprogramm zum letzten Tag bzw. zum vergangenen Monat. Da muss man sich erst einmal neu orientieren.
Gegen 19 Uhr fuhren jedoch die meisten Urlauber vom Strand ab, da nun die Ebbe einsetzte und die Sonne unterging. Am Strand gibt es eine große Steilküste. Laut Reiseführer hat sich hier in etwa 35.000 Bruthöhlen die größte Papageienkolonie der Welt angesiedelt. Wir sahen uns das abendliche Spektakel der laut kreischenden Vögel erst vom Aussichtspunkt mit Leuchtturm
und dann von Nahem an.
Am nächsten Morgen genossen wir ihren Anblick beim Morgenjogging am Strand.
Danach fuhren wir weiter an der Küste entlang, vorbei an Äckern und Windenergieanlagen.
Ab und zu sahen wie Sterne auf den Straßen gedruckt. Dann schluckten wir, denn die Sterne stehen für Personen, die durch einen Autounfall an dieser Stelle gestorben sind. Auch eine Art, auf die Gefahren des Straßenverkehrs aufmerksam zu machen.
Wir überschritten unsere 10.000 Kilometermarke. Zudem überquerten wir den großen Rio Negro. Er stellt die natürliche Grenze nach Patagonien dar. Hier endete auch die Zeit des günstigen, subventionierten Benzins im Süden Argentiniens. Es kostet seitdem knapp einen Euro pro Liter, also fast dreißig Cent mehr als zuvor. Schade! Uns blieb zu hoffen, dass auch der Wind weiß, dass wir nun nicht mehr in Patagonien sind.
Es ging weiter, vorbei an Bahia Blanca und etwas landeinwärts nach Sierra de la Ventana. Ein paar Orte vorher wurden wir noch durch einen interessanten Friedhofseingang mit Jesusbüste.
Da der 13. Januar ein warmer und gar nicht windiger Sommersonntag war, zog es uns wie viele andere Argentinische Familien zur Abkühlung an den Arroyo Sauce Grande. Dieser Fluss ist gesäumt von vereinzelten alten Mühlen, vielen Weiden und Robinien. Viele bunte Vögel zwitschertet um uns und im Fluss tummelten sich kleine Fische. So paradiesische Geräusche kannten wir schon gar nicht mehr.
Nach einem sommerlich warmen Abend, einer ruhigen Nacht und einem Morgenbad im Fluss ging es auf den kleinen Hausberg der Stadt, den Cerro de Amor. Dort zeigte sich die Stadt sehr grün. Und sie wächst offensichtlich immer weiter in Richtung Berg.
Abkühlung fanden wir danach wieder im Fluss und zwar in einer nahegelegen Badestelle.
Dann sprangen wir fix ins Auto, auf zum nächsten Ziel. Es ging vorbei an wunderbaren Sonnenblumenfeldern, Kuhweiden, Flüsschen, Seen, kleinen Baumgruppen und ganzen Waldstücken. Da hüpft das Brandenburger Herzchen dreimal auf. Nur vereinzelte Palmen, Agaven und ein Leguan auf der Straße zeigten, dass wir doch in der Ferne sind.
Am späten Nachmittag rollten wir in den Urlaubsort Necochea mit sehr breitem Sandstrand, auf dem die Besucher z.T. mit dem Auto fahren. Zum Abendbrot gab es für uns selbstgemachte Burger.
Beim Abendspaziergang am Strand genossen wir den Anblick eines berauschenden gold-roten Sonnenuntergangs.
Am Dienstag, den 15. Januar fuhren wir in die Urlaubsmetropole Mar de Plata, ein bisschen wie Rimini in Argentinien. Massen von Urlaubern, vorwiegend jüngeren Alters, strömen im Sommer in diese Urlaubsgroßstadt. Sie ist aber auch bekannt für ihren guten Fisch. Um mehrere Köstlichkeiten probieren zu können, entschieden wir uns für ein Buffetessen am Hafen. Mhm es war herrlich, wir konnten den Köchen sagen, was wir gern hätten und genossen die reiche Auswahl, die wir uns mit unserem Campingkocher sonst nicht gönnen können (auch wenn wir das Kochen mit mehreren Töpfen und Pfanne auf nur einer Flamme zunehmend perfektionieren). Nun wissen wir auch, dass Paella mit all den Meerestierchen nichts für uns ist.
Gerade war auch ein Fischerfest mit großem Festzelt in der Stadt, was wir uns kurz ansahen – wir hatten ja aber schon reichlich gegessen.
Am Nachmittag gelangten wir nach Villa Gesell. Auch hier tummeln sich jetzt im Sommer viele Familien und Angler am Strand. Wegen der hohen Wellen aber auch einige Surfer.
Abends fuhren wir in den nächsten und deutlich ruhigeren Ort Carilo. Den Häusern und Villen nach zu urteilen, wohnen hier nur sehr reiche Argentinier – und in dieser Nacht auch wir.
Wir wurden nach 6 Uhr morgens von Surfern geweckt, die wohl neben den Anglern ziemlich als erstes am Tag den Strand erobern. Wie viele andere joggten wir auch an diesem Morgen am Strand und erfrischten uns im Ozean. Nach dem Frühstück am Strand waren wir aufgeregt: Nur noch vier Stunden Autofahrt und dann sind wir in der Hauptstadt Argentiniens, in Buenos Aires.
Im Großraum der Stadt leben etwa 13 Millionen Einwohner. Auto fahren wollen wir dort nicht, sondern für drei Tage ein Apartment nehmen. Wäsche waschen, Museen, Großstadtluft schnuppern und vielleicht Tango tanzen stehen auf dem Plan. Von unseren Freunden Almu und Markus, die vor ein paar Jahren mal einige Zeit hier gewohnt haben, haben wir auch ein paar Tipps für die Stadt bekommen. Davon dann mehr im nächsten Beitrag.
Hier könnt ihr nachverfolgen, wo wir schon waren und gerade sind: https://www.polarsteps.com/AlexEcke/1155771-sudamerika
1 Kommentar
Kommentieren →Ihr Lieben!Wieder ein wunderbarer spannender Bericht von Euch!Wir glauben schon,daß es jetzt doch etwas wärmer wird.Die Stadt wird bestimmt auch sehr beeindruckend werden. Wir freuen uns wieder auf Eure nächste Nacht. Viel Spaß dabei und liebe Grüße von der Familie