Am Neujahrstag starteten wir bei Schneeregen aus Ushuaia. Ab jetzt geht es nur noch in Richtung Norden!
Wir mussten wieder alle frischen Lebensmittel aufessen, um nach Chile einreisen zu dürfen. So gab es leckere Wraps mit viel Salat, fünf (!) Äpfel und dazu zwei Gläschen Milch zum Mittag. Das war auch ganz gut, weil die Chilenischen Grenzer diesmal etwas genau nachsahen und sogar die Beifahrersitzklappe nach versteckten Lebensmitteln kontrollierten.
Wir fuhren den uns bekannten Weg bis zur Fähre und dann weiter bis zur Argentinischen Grenze.
Check: Zwei Grenzübertritte und drei Stempel im Reisepass an einem Tag!
Kurz nach der Grenze suchten wir uns ein Nachtquartier an der Laguna Azul (ehemaliger Vulkankrater, der mit Wasser gefüllt ist).
Neben uns stand ein Lieferwagen mit Schweizer Kennzeichen. So lernten wir kurze Zeit später Sven kennen und er lud uns abends in sein Auto ein. Sven, seine Frau Susann und seine dreijährigen Tochter Anouk reisten bereits einen Monat durch Argentinien. Wir tauschten viele lustige Reiseerfahrungen und -tipps mit ihnen aus und verabredeten uns für ein gemeinsames Frühstück am nächsten Morgen.
Nach einer stürmischen Nacht freuten wir uns um so mehr, dass wir uns bei der kleine Familie aufwärmen und windgeschützt frühstücken konnten. Da sie an diesem Tag in Chile einreisen wollten, schenkten sie uns ihre restliche Milch und köstlichen Argentinischen Honig. Wir tauschten mit ihnen Chilenisches gegen Argentinisches Geld. So sollten sie ihre erste Fährfahrt kurz nach der Chilenischen Grenze problemlos überstehen und Bargeldbeschaffung ist in Argentinien immer etwas mühsam, weswegen wir auch sehr dankbar über diese einfache Gelegenheit waren.
Ein uns liebgewordenes Inventar unseres Autos war seit Santiago eine CD mit spanischen Kinderliedern. Sie stammte von den Kindern des vorherigen Autobesitzers und war im CD-Player vergessen worden. Wir hatten sie schon des öfteren gehört und damit unser Spanisch verbessert. Nun war es Zeit, die CD an die Zielgruppe weiterzureichen. Wir schenkten sie der kleinen Anouk zum Abschied.
In Rio Gallegos kauften wir Lebensmittel ein, tankten und nahmen dann eine sechsstündige Autofahrt Richtung Nordwesten bis nach El Chaltén auf uns. Wir schliefen an einen extrem stürmischen Ort am Fluss, wobei uns eine alte Bauruine etwas Windschatten bot.
Am nächsten Morgen zeigte sich hinter der Brücke der Cerro Fitz Roy. Den wollten wir uns ansehen. Es ging dazu erst einmal nach El Chaltén. Die dortige Tankstelle hatte leider kein Benzin für uns. Am Nachmittag sei aber welches da, hieß es. So fuhren wir also weiter zur Rangerstation, um eine Wanderkarte zu holen. Und dann ging es rein ins Wandervergnügen. Wir liefen insgesamt 23 km auf gut ausgebauten und ausgeschilderten Wegen.
Wir hatten spannende Ausblicke auf den Cerro Fitz Roy…
und den Glacier del Torre.
Danach wollten wir tanken, da der Tank so leer war, dass wir es nicht zum nächsten Ort nach Tres Lagos in 125 km geschafft hätten. Aber nein, es gab immer noch kein Benzin. Erst am nächsten Morgen hieß es nun. So verbrachten wir noch eine Nacht am bewährten Schlafplatz.
Am nächsten Morgen, dank Wecker pünktlich zur Öffnung der Tankstelle vor Ort, gab es immernoch kein Benzin. Da einige nach dieser Information weiterfuhren, waren wir bald die Ersten in der immer länger werdenden Schlange von Autos, Motorrädern un Wohnmobilen. Immer wieder fuhren Autos und Motorräder vorbei und fragten nach Benzin. Wir hatten erfahren, dass bereits ein Truck mit Benzin nach El Chaltén unterwegs sein soll. So harrten wir aus: Wir lasen unsere Bücher, Anni schrieb ein paar Postkarten, Alex reparierte den Griff einer Schublade unserer Holzkonstruktion und kochte Milchreis zum Mittagessen. Nach etwa sieben Stunden warten, begann ein Hupkonzert der hinter uns anstehenden Autos. Endlich, der Benzintruck war da! Etwa eine weitere Stunde später fuhr der Truck ab und wir durften als erste volltanken. Hinter uns standen nun bereits 26 Autos und zwei Motorräder an.
Wir hatten uns entschieden, die Argentinische Atlantikküste hochzufahren und bis auf Weiteres die Seenregion auszulassen. So ging es wieder durch die Pampa Richtung Osten. Nach dem Ort Tres Lagos verließ uns die asphaltierte Straße und wir hatten wieder das Vergnügen mit einer planierten, staubigen Schotterstraße. Wir schliefen zwischen Häusern einer verlassenen Estanzia (landwirtschaftliche Gebäude) und hatten so einen prima Windschutz für die Nacht.
Am nächsten Morgen war der Wind wie weggefegt und die Sonne brachte viele warme Sonnenstrahlen.
Auf der weiteren Fahrt Richtung Atlantik kreuzten viele Guanakos und Laufvögel unsere Fahrbahn. Zum Mittag ging es in den kleinen Hafenort Puerto San Julian. Hier ankerte einst der berühmte Seefahrer Magellan mit seinem Schiff und traf dabei auf riesige Einheimische, was der Region den Namen Patagonien einbrachte.
Anschließend fuhren wir weiter in Richtung eines Naturdenkmals, dass wir uns am nächsten Tag ansehen wollten. Kurz vor dem Parkeingang – der Park war bereits geschlossen und Campen im Park nicht erlaubt – fanden wir einen Schlafplatz und erlebten einen traumhaften Sonnenuntergang in der Pampa.
Am Sonntagmorgen, den 6. Januar war der Wind so stark, dass wir kein Kaffee kochen und unser Bett nur mit Mühe abbauen konnten. Belohnt für all die Anstrengung wurden wir dann aber im Monumento Natural Bosques Petrificados, zu deutsch Naturdenkmal Versteinerter Wald. Die Rangerin erklärte uns die Entstehungsgeschichte in etwa so: Vor circa 150 Mio. Jahren standen hier riesige Urwaldbäume – Vorfahren der heutigen Andentanne. Durch die vielen Vulkanausbrüche während der Kontinentalverschiebung wurden die Bäume unter einer 20 m dicken Ascheschicht begraben. Meere entstanden, Wasser sickerte samt Mineralien ein, Meere verschwanden wieder. Erosion durch Wind und Wasser legten die Bäume nach und nach wieder frei. Wir konnten uns die versteinerten Bäume auf einem kleinen Lehrpfad ansehen. Sie haben teilweise einen Durchmesser von 3 m und eine Länge von 35 m und glitzern teilweise wir Kristalle.
Wir führen weiter und sahen Pferde,
viele Guanakos und eine Laufvogelmama mit 16 kleinen Küken sowie dicke meerschweinartige Tierchen am Straßenrand.
Zum Tanken, für WIFI und einen Mittagssnack (es war einfach viel zu windig zum Kochen im Freien) hielten wir an einer Tankstelle in Fitz Roy.
Als wir wieder los wollten, fiel eine Radkappe beim Losfahren ab und dann bemerkten wir, dass der hintere rechte Reifen wieder platt war. Unter Mithilfe des Tankwarts und eines Eisenrohrs ging das Wechseln auf den Ersatzreifen schnell und problemlos. Er schenkte uns zum Abschied besagtes Rohr, das das Lösen der Schrauben erleichtert – man hat ja nicht immer das Glück, an der Tankstelle einen Platten zu haben.
Dreißig Fahrminuten weiter hielten wir aber erstmal am Playa Supe. Dort entspannten wir am Strand, sahen Commerson Delfine an und schliefen im Atlantiksturm ein.
Am nächsten Morgen, den 7. Januar konnten wir vom nächsten Strandabschnitt aus eine Seerobben- und Seelöwekolonie beobachten.
An jedem weiteren Kilometer der Küste entlang gab es neue Eindrücke und die Hoffnung, Wale zu sehen. So standen wir mittags an einem großen Strandabschnitt nur für uns allein. Dort zeigte sich gerade der Wechsel von Ebbe zu Flut.
Zum Werkstattbesuch ging es in die nächste größere Stadt und Wiege der argentinischen Erdölförderung, Comodoro Rivadavia. Dort ließen wir unseren Reifen flicken und gleich auch Ölfilter und Öl wechseln. Der Mechaniker machte gleich einen Rundumcheck und bestätigte uns, dass das Auto in einem prima Zustand ist. An der nächste Tankstelle gab es noch neues Benzin für uns Auto und eine warme Dusche für uns.
Gut gelaunt steuerten wir eine Stunde weiter nördlich einen von der Hauptstraße abgelegenen Schlafplatz an. Abseits der großen Straßen werden Beweidungsflächen von Kühen und Schafen immer wieder durch Zäune abgetrennt. Um den wenigen durchfahren Autos den Zugang dennoch zu gewähren, nutzen die Landwirte Viehgitter. Sie bestehen meist aus Metallstangen, die im Boden eingelassen sind. Autos können darüber fahren, aber die Tiere nicht laufen. Auch wir überqueren ständig solche Begrenzungen, so auch am Montagabend. Plötzlich aber ein abruptes Stoppen des Autos. Bei einer bereits beschädigten Stange am Boden verkeilte sich unser Auspuff und riss ab. Puh, das war ein Schreck. Wir entschieden uns, trotzdem erstmal hier zu übernachten und am nächsten Morgen ohne Auspuff zur Hauptstraße zu fahren und dort um Hilfe zu bitten.
Gesagt, getan: Wir verstauten den Auspuff im Kofferraum und fuhren laut knatternd zur Hauptstraße zurück. Dort rief uns ein Einheimischer einen Abschleppwagen, da man ohne Auspuff nicht Autofahren darf und es auf dem Weg zurück nach Comodoro Rivadavia zwei feste Polizeikontrollen gäbe. Nach etwa vier Stunden kam das Abschleppauto mit dem netten Fernando. Seine Vorfahren kommen ursprünglich aus Italien und Deutschland. Wir unterhielten uns lustig Spanglisch. 😉
Im Nachhinein kostet uns dieser Transport leider viel Erspartes.
Er brachte uns zur familieneigenen Werkstatt. Dort ließen wir den Auspuff wieder anbauen. Als wir abends die Werkstatt und den Abschleppdienst bezahlen wollten, reichte unser Bargeld nicht und wir mussten noch ein paar Banken abklappern. Als wir wiederkamen, war jedoch die Werkstatt mit unserem Auto auf dem Hof schon verschlossen und wir sahen uns schon zusätzlich ein teures Hotelzimmer nehmen. Die Stimmung war ziemlich am Boden. Doch dann tauchte ein Werkstattmittarbeiter auf, der direkt über der Werkstatt wohnt. Er rief für uns den Chef an. Dann zeigte er uns seine Wohnung, bot uns selbstgemachten Möhrensalat mit Crackern an und erklärte uns, wie man als richtiger Argentinier Mate Tee trinkt. Dabei spielte er Lieder an und wir mussten die Interpreten wie z.B. Rammstein erraten. Er war sehr lustig und hob wieder unsere Stimmung. Nach weniger als einer Stunde kam der Chef der Autowerkstatt. Wir konnten doch noch an diesem Tag bezahlen und unser zu Hause ähh unser Auto mitnehmen.
Hier könnt ihr nachverfolgen, wo wir schon waren und gerade sind: https://www.polarsteps.com/AlexEcke/1155771-sudamerika
6 Kommentare
Kommentieren →Sooo spannend! Das sind Geschichten für eure Enkelkinder 🙂
Hallo Ihr Lieben,
es ist spannend Euch zu „folgen“. Passt gut auf Euch auf .
Viel Spaß und schöne Abenteuer wünschen wir Euch weiterhin. Alles Gute für das „neue“ Jahr und liebe Grüße aus Wülknitz !
Ilona & Co.
Ihr Lieben!Wir haben wieder mit Spannung Euren Bericht gelesen. Wirklich sehr abenteuerlich. Wir sind froh,daß Ihr das Problem mit dem Auto zunächst gut wieder lösen konntet.Viele schöne Erlebnisse weiterhin und ganz liebe Grüße von der Familie
Das ist ja wirklich spannend bei Euch. Viel Spaß weiterhin.
LG Anja, Dirki und Susi
Huiui. Langweilig ist euch scheinbar nicht. Die Gastfreundschaft scheint atemberaubend. So toll. Schön, dass es euch gut geht – passt weiterhin schön auf euch auf! Wir drücken euch!
Wirklich spannend eure Erlebnisse. Gut, dass ihr euch sprachlich immer irgendwie verständigen könnt. 🙂